Epik-Analyse
Die Analyse eines epischen Textes besteht aus folgenden Bestandteilen:
- Überblicksinformation
- Inhaltsangabe, teilweise mit Aufbau und Erzähltechnik (je nach Fragestellung)
- Charakteristik / Sprachanalyse
- begründete Stellungnahme
Wichtige Aspekte bei der Analyse eines epischen Textes:
- Ohne genaue Kenntnisse der Untersuchungsaspekte (Gattung, Erzählsystem, sprachlicherzählerische Mittel etc.) werden zentrale Elemente der thematischen und ästhetischen Struktur übersehen.
- Das Analyseverfahren sollte sich an dem in der Deutungshypothese geknüpften "roten Faden" orientieren, in den bestimmte Schwerpunkte wie Knoten gelegt werden können. Ein schematisches Satz-für-Satz-Vorgehen ist ebenso zu vermeiden wie ein essayählicher unstrukturierter Überblick. Anzustreben ist eine strukturierende Vorgehensweise, linear oder aspektgeleitet. Dabei sind Einzelbeobachtungen in den übergeordneten Sinnzusammenhang einzuordnen.
- Interpretiert wird im Wechsel zwischen beschreibenden und deutenden Sätzen. Der Interpret hält sich, so weit wie möglich, an das vom Text gegebene Beweisbare, darf sich aber nicht damit begnügen, wenn es um die Deutungsebene geht. Wichtig ist, dass der Interpret zu einem Beweisverfahren findet, das Überprüfbarkeit sichert, also dem Leser seiner Klausur Rechenschaft darüber gibt, wie seine Einsicht und Deutungen zustande gekommen sind.
- Eine begrifflich klare und eindeutige Darstellungsweise ist neben der Kenntnis von Fachbegriffen und abhängig von einer jede Hast vermeidenden Konzentration beim Schreiben. Die sprachlichen und erzählerischen Mittel sind immer in ihrer Besonderheit und ihrer Wirkung zu kennzeichnen, ohne dass die Begriffe selbst erklärt werden müssen.
- Das Darstellungstempus ist grundsätzlich das Präsens (bei Vorzeitigkeit das Perfekt).
- Die (nicht zu langen) Zitate sollten überlegt ausgewählt werden; diese müssen wörtlich zitiert und in den Zusammenhang des Satzes grammatisch korrekt eingeordnet werden.
- Zu vermeiden sind eine an die Wiedergabe des Inhalts angelehnte Vorgehensweise ebenso wie eine Aneinanderreihung von Einzelbeobachtungen, bei welcher der Gesamtzusammenhang leicht aus dem Blick gerät. Sprachform und Sprachinhalt müssen in ihrer engen Verwobenheit und Wechselwirkung gesehen werden.
- Jede einzelne Analyse muss sich am literarischen Gegenstand immer neu orientieren, so dass es kein formalisierbares Verfahren im streng wissenschaftlichen Sinn geben kann. Daraus ergibt sich eine Offenheit der methodischen Schritte. Aus dieser Offenheit sollte aber kein Relativismus der Methode gefolgert werden. Allein schon aus dem Grunde nicht, weil jede Methode dem literarischen Gegenstand gerecht werden muss und jedes Ergebnis für den Leser nachprüfbar sein sollte.